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Das Naturwaldreservat Gebück – ein Ort mit alten Bäumen

Eine Wiederholungsaufnahme der Vegetation in diesem NWR ergab spannende Erkenntnisse und ist in einer kurzweiligen Videodokumentation dargestellt.

Fläche im Naturwaldreservat Gebück (Quelle: Landesforsten RLP)

Naturwälder, auch als Naturwaldreservate, Bannwälder oder Naturwaldzellen bezeichnet, sind Wälder, die ihrer natürlichen Entwicklung möglichst ohne direkte menschliche Eingriffe überlassen werden und sich so zu „Urwäldern von morgen“ entwickeln sollen. Dabei werden sie intensiv wissenschaftlich untersucht.

Das Naturwaldreservat Gebück liegt im Nationalpark Hunsrück-Hochwald und gehört zum Forstamt Birkenfeld im Südwesten von Rheinland-Pfalz. Der Nationalpark ist ein sogenannter „Entwicklungsnationalpark“ mit derzeit knapp 50 % Wildnisbereichen, in denen die Natur sich selbst überlassen wird. Dabei steigt der Anteil dieser Flächen stetig an. In den kommenden 30 Jahren soll er 75 % erreichen. Die restlichen Flächen sind Pflegezonen für die Pflege und Entwicklung naturschutzfachlich wertvoller Biotope.

Das Besondere an Naturwaldreservaten ist, dass hier untersucht werden darf, was passiert, wenn die Natur sich selbst überlassen wird. Sie dienen quasi als „Freilandlabor“, in dem waldökologische Zusammenhänge erforscht werden können. Eines dieser „Freilandlabore“ ist das Naturwaldreservat Gebück im Wuchsbezirk „Hoch- und Idarwald“. Die ca. 35 Hektar große Fläche wurde 1995 aus der Nutzung genommen und 1999 als Naturwaldreservat ausgewiesen. Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei 7,6°C und der mittlere Jahresniederschlag bei 1.218 mm. Es herrscht also ein kühlgemäßigtes Mittelgebirgsklima.
Die häufigsten Baumarten sind die Rot-Buche (77 %) und die Trauben-Eiche (19 %). Fichten sind heute nur noch auf drei Prozent und Douglasien gerade mal auf einem Prozent der Fläche anzutreffen. Bemerkenswert und das Besondere ist das Alter der Rot-Buchen von bis zu 190 Jahren. Einige Eichen bringen es sogar auf stolze 380 Jahre.

Welchen Einfluss nehmen Borkenkäfer, Stürme und Wildverbiss auf die Waldstruktur?

Die große Trockenheit im Jahr 2003 hat den Borkenkäferbefall stark begünstigt und in der Folge zum Absterben von Fichten geführt. Daraufhin wurden die Bäume im Jahr 2005 geräumt, um angrenzende Wirtschaftswälder nicht zu gefährden. In der Folge setzte eine hohe Vegetationsdynamik auf den Freiflächen ein. Um zu untersuchen, wie sich der Wald und die Artenvielfalt mit und ohne den Einfluss von Schalenwild entwickeln und um die rasch ablaufende Sukzession vergleichbar zu machen, wurden elf Weisergatter-Flächenpaare (jeweils gezäunt und ungezäunt) eingerichtet. In diesen fanden in den Jahren 2008, 2009, 2012 und 2019 Vegetationsaufnahmen statt. Die Ergebnisse hierzu wurden 2021 in der AFZ-DerWald (2021/19) veröffentlicht (der vollständige Artikel ist mit einem gültigen Abo für die digitale Ausgabe der AFZ-DerWald einsehbar). Zusammenfassend kommt die Untersuchung zu folgenden Schlussfolgerungen: "Aus waldbaulicher Sicht ist der Wildverbiss negativ zu bewerten; aus Naturschutzsicht hingegen fördert er die Strukturvielfalt im Sukzessionsverlauf, denn das Wild sorgt dafür, dass Teilbereiche länger offen bleiben."

Eine Übersicht der Eckdaten des Naturwaldreservates Gebück finden Sie hier.

Weitere Informationen zu ausgewählten Naturwaldreservaten in Deutschland finden sie hier.