7. Gruppe folgender Buntlaubbaumarten: Alnus glutinosa (L). Gaertn. - Roterle, Fraxinus excelsior L. - Esche und Tilia cordata Mill. - Winterlinde
a) Allgemeine Bemerkungen
Die Roterle ist nahezu in ganz Europa natürlich verbreitet. Sie ist eine bodenvage Art mit hohen Feuchtigkeitsansprüchen und tritt in erster Linie in Brüchern, Auen und an Bachläufen auf. Größere Vorkommen liegen im Norddeutschen Tiefland, im Spreewald und im Alpenvorland. Herkunftsversuche lassen Differenzierungen innerhalb der Baumart erkennen. Die bisher zugelassenen Erntebestände der Roterle sind überwiegend autochthon. Eine sich aus den Herkunftsversuchen ergebende Feindifferenzierung in Populationen nasser und weniger feuchter Standorte läßt sich bei der Abgrenzung von Herkunftsgebieten jedoch nicht berücksichtigen. Im östlichen Mitteleuropa hat sich der Anbau westlicher Tieflandsherkünfte nicht bewährt.
Die Esche ist im Tief- und Hügelland fast ganz Europas von Natur aus verbreitet. Sie kommt schwerpunktmäßig auf den besser wasserversorgten Standorten der Auen und entlang der Bachläufe sowie auf frischen und trockenen Standorten im Kalkbuchenwald vor. Bei der Esche deuten sich in Herkunftsversuchen Unterschiede an.
Die Bedeutung der Winterlinde nimmt in Europa von West nach Ost zu. In Deutschland tritt sie in kontinentaler getönten Lagen und auf nährstoffreicheren Standorten an die Stelle der Rotbuche. In den Mittelgebirgen steigt sie bis 600 m, in den Bayerischen Alpen bis 1300 m ü.NN hinauf. Die Vorkommen der Winterlinde sind überwiegend autochthon. Die wenigen bisher vorhandenen Herkunftsversuche lassen Aussagen über Herkunftsunterschiede nicht zu.
Die Herkunftsgebiete von Roterle, Esche und Winterlinde werden anhand ökologisch ähnlicher Großräume abgegrenzt. Da sie nur selten in der montanen Stufe anzutreffen sind, wurde auf eine Höhenstufung verzichtet.
b) Begründung für die Ausweisung der Herkunftsgebiete
01 Nordwestdeutsches Tiefland:
Das Herkunftsgebiet 01 ist gekennzeichnet durch ein ozeanisches Tieflandklima. Standorte im Bereich der Altmoräne und der jüngeren Flußablagerungen überwiegen.
02 Nordostdeutsches Tiefland:
Im Herkunftsgebiet 02 herrscht ein subozeanisches Tieflandklima. Standorte im Bereich der Jungmoräne nehmen den größten Flächenanteil ein. Bei der Roterle sind phänotypische Unterschiede (Fruktifikation, Wuchs, Austreiben, Abschluß des Wachstums) gegenüber westlichen Herkünften bekannt. Fröste könnten zu Schäden an Anbauten mit Vermehrungsgut aus dem Herkunftsgebiet 01 führen.
03 Mittel- und Ostdeutsches Tief- und Hügelland:
Das Herkunftsgebiet 03 weist ein subkontinentales Tieflandklima mit mehr Frösten auf. Von Nordost nach Südwest folgen Jungmoräne, Altmoräne und löß überlagerte Standorte aufeinander. Bei der Roterle können Fröste Anbauten mit westlichen Herkünften schädigen (vgl. Herkunftsgebiet 02). In diesem Gebiet stocken Roterlen von hoher Qualität.
04 Westdeutsches Bergland:
Das Herkunftsgebiet 04 ist durch ein ozeanisch bis subozeanisches Berglandklima geprägt, wobei mit der Höhe die Fröste zunehmen. Die Standorte sind kleinräumiger gegliedert als im Tiefland.
05 Oberrheingraben:
Das Herkunftsgebiet 05 liegt überwiegend in der planaren Stufe und zeichnet sich durch eine besondere Wärmebegünstigung aus. Es wurde auch aufgrund der großen Bedeutung der drei Baumarten im Auewald abgegrenzt. Roterlen aus der Oberrheinischen Tiefebene treiben früher aus als andere deutsche Herkünfte.
06 Südostdeutsches Hügel- und Bergland:
Im Herkunftsgebiet 06 herrscht ein subkontinentales Berglandklima mit strengen Wintern.
07 Süddeutsches Hügel- und Bergland:
Das Herkunftsgebiet 07 stellt topographisch bedingt ein Gebiet mit stark differenziertem, subozeanisch bis subkontinentalem Klima dar. Die Standorte sind relativ kleinräumig gegliedert.
08 Alpen und Alpenvorland:
Das Herkunftsgebiet 08 ist gekennzeichnet durch die im Alpenstau höheren Niederschläge, die nach Osten zunehmende Kontinentalität und die Besonderheiten des Alpenklimas. Es ist kühler als im Herkunftsgebiet 07. Im Alpenvorland stocken Roterlen von hoher Qualität.