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Rotbuche Rotbuche

Rotbuche

11. Fagus sylvatica L. - Rotbuche

a) Allgemeine Bemerkungen

Die in ganz West- und Mitteleuropa verbreitete Rotbuche ist eine Baumart des gemäßigten, ozeanischen Klimas. Sie meidet Gebiete mit stärkeren Klimaextremen. Ihre nach Osten begrenzte Verbreitung beruht auf den strengen Wintern und trockenen Sommern. Die Rotbuche bevorzugt in Deutschland mittlere, niederschlagsreiche Berglagen und ozeanische Tieflagen. Im Harz steigt sie bis 750 m, in den Bayerischen Alpen bis auf über 1500 m ü.NN hinauf. Die Rotbuche ist im Tiefland wie im Bergland die wichtigste Laubbaumart weiter Teile Mitteleuropas und kommt hier überwiegend bestandsbildend vor.

In älteren Herkunftsversuchen deuten sich Unterschiede zwischen Herkünften an, deren genauere Klärung durch die Auswertung jüngerer Versuche erwartet wird. Es besteht eine Abhängigkeit des Austriebs und der Laubfärbung im Herbst von der Höhenlage. Herkünfte aus den optimalen Mittelgebirgsstandorten sind häufig besser geformt und wipfelschäftig. Die großräumige genetische Variation der Rotbuche läßt sich zum einen durch die klimatischen Bedingungen, zum anderen durch Migration und Isolation der Populationen erklären. Erste genetische Analysen zeigen innerhalb von Beständen eine relativ große, zwischen Beständen aber eine geringere Differenzierung.

Die Bestände der Rotbuche sind weitgehend aus Naturverjüngung entstanden, überwiegend autochthon und somit standörtlich angepaßt. Um autochthone Herkünfte dieser typischen Naturverjüngungsart nicht zu großräumig zu vermischen und für die angestrebten Mischbestockungen in den kommenden Jahrzehnten standörtlich geeignetes Vermehrungsgut bereitzustellen, wird eine größere Anzahl von Herkunftsgebieten ausgewiesen.

b) Begründung für die Ausweisung der Herkunftsgebiete

01 Niedersächsischer Küstenraum und Rheinisch-Westfälische Bucht:

Das Herkunftsgebiet 01 ist gekennzeichnet durch ein ozeanisches Tieflandklima mit langer Vegetationszeit, hoher Luftfeuchte und milden Wintern. Die Rotbuche verhält sich hier nahezu bodenvag.

02 Ostsee-Küstenraum:

Im Herkunftsgebiet 02 herrscht ein subozeanisches Tieflandklima mit einem von Nord nach Süd abnehmenden Einfluß der Ostsee. Die Rotbuche stockt hier überwiegend auf der Jungmoräne.

03 Heide und Altmark:

Das Herkunftsgebiet 03 weist ein subozeanisch bis subkontinentales Tieflandklima mit nach Südosten zunehmender Kontinentalität und erhöhter Spätfrostgefahr auf. Die Rotbuche stockt hier überwiegend auf der Altmoräne.

04 Nordostbrandenburgisches Tiefland:

Das Herkunftsgebiet 04 ist gekennzeichnet durch ein subkontinentales Tieflandklima. Es besteht eine besondere Gefährdung durch Spätfröste. Die Abgrenzung gegenüber dem Herkunftsgebiet 05 wird vorgenommen, da die nordostbrandenburgische Jungmoräne im Gegensatz zur Altmoräne zum geschlossenen natürlichen Verbreitungsgebiet der Rotbuche gehört.

05 Märkisch-Lausitzer Tiefland:

Das Herkunftsgebiet 05 weist ein subkontinentales Klima mit strengeren Wintern und erhöhter Spätfrostgefahr auf. Die Rotbuche kommt im Gegensatz zum Herkunftsgebiet 04 auf den sandigen Altmoränen nur lokal unter besonderen kleinklimatischen Umständen (z.B. im Hohen Fläming oder an Seerändern) vor.

06 Mitteldeutsches Tief- und Hügelland:

Das Herkunftsgebiet 06 weist aufgrund der Lage im Regenschatten der Mittelgebirge ein subkontinentales Tieflandklima auf. Vorherrschend sind lößüberlagerte Standorte. Die Rotbuche kommt dort vor, wo sie kleinklimatisch begünstigt ist (z.B. an Höhenzügen).

07/08 Rheinisches und Saarpfälzer Bergland:

Die Herkunftsgebiete 07 und 08 mit ihrem ozeanischen Berglandklima sind der mildere Teil des Westdeutschen Berglandes. Die Standorte sind kleinräumiger gegliedert als im Tiefland.

07: Mit dem Herkunftsgebiet 07 werden die unteren Lagen, vornehmlich die kolline Stufe, gegenüber den höheren Lagen abgegrenzt.

08: In der montanen bis hochmontanen Stufe besteht eine erhöhte Frost-, Schneebruch- und Eisbruchgefahr, an welche autochthone Bestände der Rotbuche phänotypisch (Kronenform, Austrieb) angepaßt sind.

09/10 Harz, Weser- und Hessisches Bergland:

Die Herkunftsgebiete 09 und 10 mit ihrem subozeanischen Berglandklima sind der kühlere Teil des Westdeutschen Berglandes. Die Standorte sind kleinräumiger gegliedert als im Tiefland. Die Buche ist in diesem Gebiet von großer Bedeutung und an die herrschenden Standortbedingungen angepaßt.

09: Mit dem Herkunftsgebiet 09 werden die unteren Lagen, vornehmlich die kolline Stufe, von den höheren Lagen abgegrenzt.

10: In der montanen bis hochmontanen Stufe besteht eine erhöhte Frost-, Schneebruch- und Eisbruchgefahr, an welche autochthone Bestände der Rotbuche phänotypisch (Kronenform, Austrieb) angepaßt sind.

11/12 Thüringer Wald, Fichtelgebirge und Vogtland:

Die Herkunftsgebiete 11 und 12 weisen ein stark topographisch geprägtes subozeanisch bis subkontinentales Berglandklima mit im Osten zunehmender Kontinentalität auf. Unter Berücksichtigung des differenzierten Einflusses der Massenerhebung in den verschiedenen Gebirgen und seiner Auswirkungen auf die Lage der Schnee- und Eisbruchzone wurde die Höhengrenze bei 600 m bzw. 700 m festgelegt.

11: Das Herkunftsgebiet 11 umfaßt die kolline bis submontane Stufe.

12: In der montanen bis hochmontanen Stufe besteht Schneebruch- und Rauhfrostgefahr. In den Kammlagen stocken an die rauhen Verhältnisse angepaßte Rotbuchenbestände.

13/14/15: Erzgebirge mit Vorland:

Die Herkunftsgebiete 13, 14 und 15 sind durch ein stark topographisch geprägtes subkontinentales Berglandklima gekennzeichnet. Die Standorte sind geologisch bedingt (z.B. Gneis, Sandstein, Löß) stark unterschiedlich.

13: Mit der kollinen bis submontanen Stufe wurden die Lagen bis 500 m gegenüber der Schneebruchzone abgegrenzt. Hier sind Linden-Traubeneichen-Hainbuchenwälder und Hainsimsen-Eichen-Buchenwälder anzutreffen.

14: Die montane Stufe (500-700 m) umfaßt die Schneebruchzone und auch Rauhfrostlagen. Hier stocken Hainsimsen-Buchenwälder.

15: In der hochmontanen Stufe (über 700 m) hält die Rotbuche einen Anteil im Bergmischwald. Es besteht besondere Rauhfrostgefahr. Trotz starker Immissionen sind noch ältere Rotbuchenbestände erhalten geblieben.

16 Oberrheingraben:

Das Herkunftsgebiet 16 liegt überwiegend in der planaren Stufe und zeichnet sich durch eine besondere Wärmebegünstigung aus. Die natürliche Verbreitung der Rotbuche beschränkt sich im Oberrheingraben auf klimatisch und edaphisch bedingte Exklaven.

17 Württembergisch-Fränkisches Hügelland:

Das Herkunftsgebiet 17 zeichnet sich durch eine besondere Wärmebegünstigung in der kollinen Stufe aus (Weinbauklima). Zur Alb hin nehmen die Niederschläge zu.

18 Fränkische Alb:

Im Herkunftsgebiet 18 herrscht ein subozeanisch bis subkontinentales Berglandklima mit rauhen Hochflächen und wärmebegünstigteren Tälern.

19/20 Bayerischer und Oberpfälzer Wald:

Die Herkunftsgebiete 19 und 20 sind gekennzeichnet durch ein subkontinentales Berglandklima mit strengen Wintern. Die Rotbuche kommt in diesem Gebiet noch in höheren Lagen als die Weißtanne vor.

19: Mit dem Herkunftsgebiet 19 wurde die kolline bis submontane Stufe (bis 800 m) unterhalb der Inversionsgrenze gegenüber den oberen Lagen abgegrenzt.

20: In der montanen bis hochmontanen Stufe (über 800 m) fallen hohe Niederschläge, die Winter sind schneereich, und es besteht eine besondere Rauhfrostgefahr. Die hier wachsenden Hochlagenbestände sind an diese rauheren Bedingungen angepaßt.

21/22 Schwarzwald:

Die Herkunftsgebiete 21 und 22 weisen ein stark topographisch differenziertes Berglandklima auf. Westlich exponierte Lagen sind ozeanisch geprägt mit hohen Niederschlägen und verhältnismäßig milden Wintern. Die Baar ist subkontinental getönt mit häufigen Spät- und Frühfrösten. Der West- und Südteil des Schwarzwaldes ist wärmebegünstigter.

21: In der kollinen bis montanen Stufe (bis 900 m) des Herkunftsgebiets 21 befinden sich durch Schneebruch gefährdete Lagen.

22: In der hochmontanen Stufe (über 900 m) des Herkunftsgebiets 22 stocken überwiegend autochthone Hochlagenbestände.

23 Schwäbische Alb:

Das Herkunftsgebiet 23 weist ein rauhes subkontinentales Berglandklima auf. In Herkunftsversuchen hat sich die Rotbuche von der Schwäbischen Alb als besonders spättreibend herausgestellt. Vergleichsweise geringe Wuchsleistung und mäßige Formeigenschaften sind Ausdruck der Anpassung an die rauhen Standortbedingungen.

24 Alpenvorland:

Das Herkunftsgebiet 24 weist aufgrund des Alpenstaus von der Donau zu den Alpen hin steigende Niederschläge und eine nach Osten zunehmende Kontinentalität auf.

25/26 Alpen:

Die Herkunftsgebiete 25 und 26 sind gekennzeichnet durch die nach Osten zunehmende Kontinentalität und die Besonderheiten des Alpenklimas.

25: Das Herkunftsgebiet 25 umfaßt die submontane Stufe (bis 900 m).

26: In der montanen bis obermontanen Stufe (über 900 m) stocken überwiegend an die rauheren Bedingungen angepaßte Hochlagenbestände.